Review: Gorgeous Carat
You reached for the secret too soon, you
cried for the moon. (Pink Floyd)
Das Paris Anfang des 20. Jahrhunderts
bildet den romantischen Schauplatz für eine abenteuerliche Geschichte. Glanz
und Gloria auf der einen, bittere Armut auf der anderen Seite.
Doch dann taucht auf einer ihrer Gesellschaften, die sie immer noch gibt, um über ihre Armut hinwegzutäuschen, der mysteriöse Graf Ray Balzac Courlande auf. Dieser verliebt sich auf den ersten Blick in Floréans Augen, die die Farbe von Amethysten haben und die für ihn schöner funkeln als jeder Diamant. Er macht Madame Rochefort das ungewöhnliche Angebot ihr einen Scheck in jeglicher Höhe auszustellen, wenn sie ihm dafür ihren Sohn überlässt. Um seiner Mutter zu helfen geht Floréan, wenn auch nur sehr widerwillig auf das Angebot ein und folgt dem schönen und geheimnisvollen Mann in dessen Haus. Bald merkt Floréan in welche prekäre Lage er sich gebracht hat, denn Courlande liebt es über alles ihn zu quälen und zu demütigen. Nicht einmal vor körperlicher Gewalt schreckt er zurück, doch Floréan erträgt alles, um es seiner Mutter zu ermöglichen ihren letzten kostbaren Besitz zu bewahren.
Doch dann erfährt Floréan aus der
Zeitung, dass seine Mutter ermordet und ihr Anwesen niedergebrannt wurde. Er
flieht aus Courlandes Haus, um herauszufinden, ob er die Wahrheit gelesen
hat und gerät schließlich selbst in Verdacht, die Straftat begangen zu
haben. Jetzt enthüllt Courlande sein wahres Gesicht: Er ist der Dieb "Noir",
dessen berüchtigte Diebstähle ganz Paris in Atem halten. Und noch eine
weitere Tatsache enthüllt sich dem Leser: So grausam und unerbittlich Noir
auch zunächst scheinen mag, Floréan ist ihm keineswegs gleichgültig. So gern
er ihn auch selber quält, lässt er doch nicht zu, dass andere Floréan Leid
zufügen und ist jederzeit zur Stelle, um ihn zu retten, oder gar zu trösten.
Zwar sagt You Higuri in ihrem Nachwort, dass Gorgeous Carat nicht zu dem homoerotischen Manga geworden ist, als der er zunächst geplant war, beim Lesen fragt man sich allerdings, was er denn bitteschön dann ist. Während schon im ersten Band nicht mit prickelnden Szenen zwischen Noir und Floréan gespart wurde, geht es im zweiten erst richtig los. Hier taucht nämlich Noirs Freund und ehemaliger Lehrmeister Azura auf, der es auf Floréan abgesehen hat. Und das durchaus auch körperlich. Auch wenn es nicht in beiderseitigem Einverständnis geschieht gibt es hier docheindeutig Sexszenen zwischen zwei Männern, wenn diese auch nicht detailliert gezeichnet sind, sondern dezent schemenhaft und aus der Ferne betrachtet. Mir persönlich gefällt Gorgeous Carat bisher von allen You Higuri Mangas, die ich gelesen habe am besten. Die Geschichte erinnert mich ein wenig an From Eroica with Love, da es auch dort um einen Dieb geht, der sich alles nimmt, was ihm gefällt. Die komplizierte Hass-Liebe zwischen Floréan und Noir finde ich außerdem ausgesprochen interessant und ich bin gespannt, wie sie sich weiter entwickelt. Zum Glück gibt es diesmal bislang auch noch keine der für Higuri so typischen schrecklichen Frauenfiguren (Lucrezia, Hilda). Laila, Noirs engste Vertraute ist zwar bis über beide Ohren in diesen verliebt, aber er widmet ihr, wie sie auch selbst erkennt, bei weitem nicht so viel Aufmerksamkeit wie Floréan. Wenn das so bleibt und sie sich nicht zwischen die beiden drängt habe ich gegen Laila auch nichts einzuwenden. Sehr lieb gewonnen habe ich auch den kleinen Noel, den Floréan in der zweiten Geschichte aufliest und der fortan bei ihm und Noir lebt. Meine absolute Lieblingsszene bisher ist die zärtliche Begrüßung von Noir und Azura. Floréans Kommentar: "Sind die beiden ein Paar?" Und Noel denkt: "Und Noir ist 'die Frau???' und dabei erscheint ein kleines Herzchen neben seinem Kopf. Für solche Szenen liebe ich Noel und den Manga. Gorgeous Carat umfasst vier Bände und ist bei Carlsen Comics erschienen.
|