Review: New York New York
(Bob Dylan) Eine Beziehung kommt für den New Yorker Polizisten Kain Walker nicht in Frage. Niemals dürfen seine Eltern, Freunde und Kollegen erfahren, dass er homosexuell ist. Auch wenn das so tun als wäre er hetero ihn fertig macht, sind bedeutungslose One Night Stands das einzige, was er sich erlaubt. Bis der unglückliche und bildschöne Mel Frederics in sein Leben tritt. Der erste Mann, der es schafft sein Herz zu gewinnen. Doch obwohl Kain mit ihm zusammen sein will, gelingt es ihm nicht sofort wirklich zu seiner Homosexualität zu stehen. Also verheimlicht er seinen Geliebten und weiß wahrscheinlich nicht einmal, wie sehr er den sensiblen Mel damit verletzt. Zusätzlich hat er seine rasende Eifersucht auf Mels frühere Liebhaber nicht unter Kontrolle und in seinen Wutanfällen tut er Dinge, die er später bereut. So kommt es, dass er Mel zwei Mal betrügt. Beide Male allerdings eher um sich zu beweisen, dass dieser ihn wirklich liebt. Auch Mel hat sehr große Probleme. Durch seine harte Vergangenheit, die er auf der Straße verbracht hat und weil er schon oft im Leben enttäuscht wurde, ist er zu einem Menschen geworden, der sehr unsicher ist und sich sehr stark an andere klammert. So ist er von Kain und dessen Zuneigung bald regelrecht abhängig. Mel verzeiht Kain also immer wieder und mit seinem überwältigend sanften und anhänglichen Wesen schafft er es schließlich, dass Kains Drang ihn zu beschützen über seine Unsicherheit siegt. Die beiden kaufen sogar ein Haus zusammen. Kain verleugnet Mel jedoch immer noch. Erst als dieser Opfer eines Verbrechens und sogar vergewaltigt wird, wacht Kain langsam auf. Mel hat nämlich die größte Angst davor, dass Kain wütend auf ihn sein wird, weil er im Krankenhaus ihre gemeinsame Adresse angegeben hat. Kain entscheidet sich fortan zu Mel und zu sich selbst zu stehen und ihn sogar seinen Eltern vorzustellen. New York New York wird zu etwas Besonderem dadurch, dass es sich mit Problemen auseinander setzt, denen Homosexuelle tatsächlich gegenüberstehen. Die Angst vor dem Coming Out, die Intoleranz und das Unverständnis der Bekannten und die ablehnende Haltung ihrer Umwelt sind Probleme, mit denen Mel und Kain fertig werden müssen. Sogar die Thematik AIDS wird angesprochen. Besonders gut dargestellt finde ich die Situationen in Band zwei, als Kain Mel seinen Eltern vorstellt. Ihre Reaktionen sind meiner Meinung und Erfahrung nach realistisch. New York New York ist ein Manga, das Mut macht man selbst zu sein, auch wenn es nicht immer der einfachste Weg ist. Ungewöhnlich ist auch die Zeitspanne in der das Manga spielt. Mel und Kain werden zusammen alt. Ich denke, dass Marimo Ragawa zeigen will, dass ihre Liebe wirklich andauert. Mir gefällt das sehr gut, da ich der Meinung bin, dass sich wahre Liebe erst beweist, wenn man in der Lage ist, ein Leben zusammen zu verbringen. Der Zeichenstil ist für Mangas ungewöhnlich. Die Personen sehen realistischer aus und die Gliedmaßen sind nicht extrem lang und schlank, wie man es zum Beispiel von Zeichnern wie Ozaki oder Yuki kennt. Nach einer kurzen Gewöhnungszeit gefiel mir das allerdings sehr gut, besonders da Ragawa in ihrem Stil wirklich sehr sicher ist. Ihre Gesichter gelingen immer und Emotionen, besonders Trauer und Verzweiflung stellt sie in geradezu herzzerreißender Weise dar. New York New York ist mir sehr nahe gegangen. Es ist in vier Bänden abgeschlossen und war Deutschland lange Zeit gar nicht mehr so leicht zu erhalten. Mittlerweile gibt es bei Planet Manga allerdings eine Neuauflage, so dass man das Mange wieder problemlos erwerben kann. Allerdings hat die Neuauflage leider nicht mehr die edle Ausstattung der ersten Auflage.
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